Der Elefant im Porzellanladen!
Wie wir mit Fingerspitzengefühl punkten
Der Elefant im Porzellanladen!
Wie wir mit Fingerspitzengefühl punkten
Elefanten sind großartige Tiere. Vor vielen Jahren durfte ich sie in einem Praktikum im Rostocker Zoo als sanfte und vorsichtige Tiere kennenlernen.
Sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu benehmen bedeutet, sich ungeschickt, unbeholfen oder auch taktlos zu benehmen. Dieses sprichwörtliche Verhalten begegnet mir in den letzten Jahren immer häufiger.
Als mich heute beim Spazierengehen ein großer Hund umriss, war die erste Reaktion der Besitzerin: „Er wollte nur mit Ihnen spielen. Zum Glück ist der Boden hier ja weich.“ Das empfand mein Rücken anders.
Fingerspitzengefühl können wir mit Taktgefühl oder Einfühlungsvermögen im Umgang mit Menschen beschreiben. Es ist eine wesentliche soziale Kompetenz – privat und geschäftlich. Ein gut entwickeltes Fingerspitzengefühl stärkt unsere Beziehungen zu anderen Menschen und unsere Außenwirkung, lässt uns Fettnäpfchen umschiffen und gute Gespräche führen, bringt uns Respekt und Anerkennung ein.
„Takt besteht darin, dass man weiß, wie weit man zu weit gehen darf.“ Jean Cocteau
Wenn jemand ein gutes Fingerspitzengefühl besitzt, fällt uns das meistens nicht sofort ins Auge. Wenn es allerdings fehlt und ein Mensch in unserer Umgebung ein grobes und ungelenkes Verhalten zeigt, merken wir es schnell.
Da fragt eine Kollegin einen Kollegen am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub: „Wie war dein Urlaub? Und wo warst du eigentlich?“ Der Kollegen antwortet: „Auf Ibiza und …“ Da fällt ihm die Kollegin ins Wort: „Da war ich letztes Jahr. Das war toll … „ und setzt zu einem längeren Monolog an. Der Kollege lässt es über sich ergehen.
Wenig Fingerspitzengefühl zeigen die Menschen, die sich, besonders im Business mit fremden Federn schmücken, sehr persönliche Fragen stellen und hartnäckig dranbleiben, als Laie für jede Erkrankung die passende Therapie wissen, immer die richtigen Erziehungstipps für Kinder und Hunde haben und uns in allen Lebenslagen hervorragend beraten können. Oft gut gemeint und doch taktlos.
Trainieren Sie folgende drei Kompetenzen, um Ihr Fingerspitzengefühl auszubauen:
Seien Sie aufmerksam!
Wie verhält sich Ihr Gegenüber? Was sagt sie/er, wie klingt ihre/seine Stimme, welche Signale nehmen wir über ihre/seine Körpersprache wahr?
Versuchen Sie auch, zwischen den Zeilen zu lesen. Nicht immer äußern Menschen ihre Meinung frei heraus. Wenn Sie nicht sicher sind, fragen Sie nach, bevor Sie eine wertvolle Beziehung beschädigen.
Also: Zuhören, hinsehen und erkennen. Haben Sie Geduld und ziehen Sie keine überstürzten Schlüsse. So bekommen wir eine Idee, wie es unserem Gegenüber gerade geht und können die zweite Kompetenz nutzen.
Passen Sie Ihr Verhalten an!
Nicht anbiedernd, sondern angemessen und stimmig. Ersparen Sie sich und Ihrem Gegenüber zum Beispiel einen coolen Spruch, wenn Empathie gefragt ist. Hier benötigen wir ein breites Handlungsspektrum, Flexibilität und Schnelligkeit für Kopf und Herz.
Um die richtigen Worte zu finden, hat sich ein Perspektivwechsel bewährt. Drehen Sie Ihren Blickwinkel einmal um 180 Grad. Wie erlebt Ihr Gegenüber die Situation?
Seien Sie rücksichtsvoll!
Es geht nicht immer um uns. Wenn zum Beispiel ein Friseurtermin abgesagt wird, weil Ihre Friseurin krank ist, fragen Sie nicht als erstes, was Sie jetzt machen sollen. Wünschen Sie gute Besserung und vereinbaren Sie einen neuen Termin.
Versuchen Sie, Ihre eigenen Gefühle und Impulse zu zügeln. Dabei helfen uns kleine bekannte Dinge wie einmal tief durchzuatmen oder im Stillen bis 3 zu zählen. Wir nutzen eine kleine Pause, um unsere Gefühle auf Distanz zu halten.
Natürlich ist nicht jeder Tag gleich. Auch wenn wir eigentlich ein gutes Fingerspitzengefühl haben, misslingt uns der eine oder andere Satz. Versehentlich lösen wir bei unserem Gegenüber durch eine ungewollt harte Reaktion negative Gefühle aus.
Analysieren Sie für sich im Nachhinein die Situation, reflektieren Sie Ihr Verhalten und überlegen Sie, was taktvoller gewesen wäre.
Das gleiche können Sie machen, wenn Sie taktlose Gespräche verfolgen. Fragen Sie sich, was besser gewesen wäre und welchen Verlauf das Gespräch dann hätte nehmen können.
Bleiben Sie dran und üben Sie bei jeder Gelegenheit. Bei Unsicherheit hilft ein Feedback einer vertrauenswürdigen und taktvollen Person. Sie wird Ihnen mit einem sicheren Gespür auch kritische Punkte so darstellen, dass Sie die Rückmeldung mit gutem Gefühl annehmen können.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und bin auch zu diesem Thema gerne Ihre Sparringspartnerin. Rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir.
Herzliche Grüße
Ihre Cornelia Dill