Ja, aber...

Ich liebe dich, aber ich verlasse dich! 

Irritiert? Bin ich auch. Und so geht es uns oft im Alltag, wenn wir mit einem Ja, aber… oder  Nein, aber… oder ähnlichen Konstellationen konfrontiert werden. 

Zugegeben, nicht immer sind die Auswirkungen so massiv und lebensverändernd. 

 

Wir verwenden das aber um 

Gegensätze in Haupt- und Nebensatz aufzuzeigen, 

„Es ist schon Herbst, aber die Bäume sind noch grün.“ 

um Aufforderungen zu verstärken, 

„Jetzt beeile dich aber mal!“ 

Behauptungen einzuschränken 

„Er kann gut präsentieren, aber macht es selten.“ 

oder Unerwartetes auszudrücken. 

„Du bist schon fertig? Das ging aber schnell!“ 

So weit so gut. 

 

Ich spreche ein Aber an, dass uns nervt, stört, Gespräche unrund werden lässt und Diskussionen, wenn es gut läuft, in einem Patt enden lässt. 

Lesen Sie folgende kleine Geschichte

In einem Meeting diskutieren die Mitarbeitenden, wohin der Teamausflug gehen soll. Das Unternehmen sponsert diesen Ausflug großzügig und so sind alle Beteiligten fröhlich bei der Planung dabei. Die Wortbeiträge sprudeln nur so. 

Sabine          „Wollen wir übernachten?“ 

Claudia         „Ja, aber nicht wieder in Doppelzimmern!“ 

Sabine          „Darum geht es ja noch gar nicht!“ 

Claudia         „Nein, aber ich sag es lieber gleich.“ 

Andreas       „Wo wollen wir eigentlich hinfahren? Was haltet ihr von Hamburg?“ 

Sven             „Mir egal, aber nicht Hamburg! Da war ich gerade erst.“ 

Michelle       „Aber du bestimmst es nicht alleine. Ich finde Hamburg mega!“ 

Antje            „Ja, aber ich nicht …“ 

 

Sie ahnen es. Die Diskussion läuft und läuft, wird immer zäher und verbissener. Vielleicht findet das Team ein gemeinsames Reiseziel, vielleicht nicht. Übrig bleibt ein ungutes Gefühl: Die Diskussion war mal wieder anstrengend. 

Das liegt nicht nur an dem Durcheinandergerufe, sondern auch an den vielen Aber. Mit den zahlreichen Aber blockieren wir uns und unser Gegenüber. 

Wir lassen Ideen nicht zu oder schränken sie sofort ein. Unsere Kreativität dümpelt so vor sich hin und gibt bald auf: Wir kriegen sowieso kein gemeinsames Ergebnis hin! 

Schauen wir uns nur einmal den Wortwechsel von Michelle und Antje an. Michelle teilt gegenüber Sven aus: Du bestimmst nicht alleine! Und unterstützt die Idee von Andreas. Antje stimmt Michelle zu, um direkt danach abzublocken. 

Diese Vorgehensweise löst in allen Beteiligten negative Gefühle wie genervt sein, nicht wirklich gehört werden oder Ärger aus. Auf der Beziehungsebene läuft es nicht gut; wir sprechen auch von einer Störung. Wahrscheinlich ist sie temporär – gleichzeitig verhindert sie gute Ergebnisse auf der Sachebene. 

Wie kommunizieren wir offener und zielgerichteter? 

Neben einer klaren Zielformulierung und einer guten Kreativmethode empfehle ich Ihnen: Streichen Sie das Aber! 

Das ja und nein, aber …, das du hast recht, aber … und auch das ist mir egal, aber … 

Lassen wir Claudia auf Sabines Frage: „Wollen wir übernachten?“ einfach antworten: „Sehr gerne. Und dieses Mal gerne in Einzelzimmern.“ 

Oder: „Ich bin dabei. Zur Zimmerwahl habe ich später noch einen Wunsch.“ 

So bleibt die Diskussion offen und die Ideen können fließen. 

Außerdem geht es noch gar nicht um Entscheidungen für oder wider. Ziel ist es, Impulse zu sammeln und nicht bereits im Keim zu ersticken. 

Übrigens: Ersatz-Aber wie jedoch, nur, trotzdem, jedoch, nichtsdestotrotz lösen ähnliche Effekte aus. 

Hand aufs Herz: Wie oft starten Sie Sätze mit Ja, aber  ... etc., wie in der kleinen Geschichte beschrieben? 

Achten Sie einmal darauf und suchen Sie ggf. andere Formulierungen. Es lohnt sich. 

 

Herzliche Grüße aus Wedel 

Ihre Cornelia Dill