Sie oder gerne per Du?

Sie oder gerne per Du?

Bei uns im Haus duzen sich alle, Frau Dill. Da wäre es schön, wenn Sie das im Seminar auch machen würden. 

Das mache ich gerne. 

Im Sportclub, auf Partys, oft auch in der Nachbarschaft hat das Du sich durchgesetzt. Anders sieht es im Business aus. Auch wenn das Du, wie oben beschrieben, in einigen Unternehmen Einzug hält, zum Teil sogar von der Geschäftsleitung initiiert, ist die Ansprache per Sie noch deutlich häufiger. 

Im Business gibt es für beide Formen ein Für und Wider. 

Für viele Menschen entstehen über das Du eine tiefere Vertrautheit und Offenheit, das Gemeinschaftsgefühl im Team wächst und die Hierarchien werden flacher wahrgenommen. 

Gerade diese Punkte stören die Befürworter der Sie-Form. Du wird im Business schnell zu nah und privat, Respekt und Distanz bröckeln, was sich besonders in Konflikten zeigt. 

Wichtig ist aus meiner Sicht, die Freiheit der Wahl zu haben. Unabhängig von der Sie- oder der Du-Ansprache begegne ich Menschen auf Augenhöhe. Respekt, Offenheit und Vertrautheit sind hervorragend in beiden Formen lebbar. 

Die Knigge-Regeln definieren den Umgang mit Menschen und gutes Benehmen. Im Business gelten einige spezielle Regeln: 

Wer bietet wem das Du an? 

Die hierarchisch höher gestellte Person bietet das Du an. Unter Kolleginnen und Kollegen zählen die Dienstjahre. 

Weniger förmlich ist es möglich, wenn sich zum Beispiel die Geschäftsleitung eines Unternehmens das Du wünscht bzw. es für alle mit dem Hinweis: Jede/r darf jedem das Du anbieten, empfiehlt. Annahme freiwillig. In der internen Kommunikation signalisiert ein #gerneperdu in E-Mails und als Ergänzung zum Namen in Video-Meetings, welche Ansprache sich die jeweilige Person wünscht. 

Kleiner Tipp: Wenn Sie als Führungskraft mit fast allen Teammitgliedern per Du sind, holen Sie es für die anderen nach. Die per Sie angesprochenen fühlen sich ansonsten schnell etwas ausgegrenzt. Auch für den Sprachgebrauch, zum Beispiel in Meetings, ist es einfacher, für alle die gleiche Ansprache zu nutzen. 

Neu im Team? 

Wenn wir neu in ein Team kommen, sollten wir erst einmal abwarten und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Das kann etwas plump wirken. Meistens ergibt es sich sehr schnell, dass Kolleginnen und Kollegen das Du anbieten. 

Einmal per Du immer per Du? 

Ja, alles andere wirkt sehr seltsam. Eine Ausnahme kann dabei eine Firmenfeier sein. Zu fortgeschrittener Uhrzeit kann es schnell einmal zu der vertraulicheren Du-Ansprache kommen. Klären Sie ab, ob das am nächsten Tag noch gilt. 

Muss ich mich ein Du-Angebot annehmen? 

Nein, Sie haben die Wahl. Wenn Sie es ablehnen, finden Sie bitte eine höfliche Antwort. 

Auch wenn ca. ein Viertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das förmliche Sie als nicht mehr zeitgemäß empfinden, legen viele Menschen im Job Wert auf das Sie. Einfluss haben dabei das Alter und auch die Branche. 

Finden Sie die für sich die beste Form der Ansprache. Wichtig ist, dass Sie sich wohlfühlen und nicht von der Firmenkultur überrumpelt. 

Herzliche Grüße per Sie und per Du 

 

Ihre Cornelia Dill