Willensstärke – Ich ziehe es durch!
Ich will mehr Sport treiben, gesünder essen, Präsentationen nicht mehr auf den letzten Drücker fertigstellen, im Homeoffice morgens pünktlich um 08.00 Uhr starten – wir alle haben gute Vorhaben. Einige setzen wir um, andere fallen unserer Bequemlichkeit, Verlockungen von außen oder unseren Ausreden zum Opfer.
Haben wir unsere Ziele nicht klar genug definiert? War die Motivation nicht stark genug? Vielleicht.
Um unsere Vorhaben durchzuziehen und trotz verschiedener Einflüsse dranzubleiben, benötigen wir mehr als Motivation: für den Erfolg brauchen wir Willensstärke, wissenschaftlich als Volition bezeichnet.
Während Motivation die Intensität unseres Umsetzungswunsches beschreibt = Ich will …, ist die Volition die Bereitschaft, sich engagiert und kraftvoll für die Umsetzung einzusetzen = Ich werde – komme, was da wolle. (1)
Der Start in ein neues Vorhaben klappt oft recht gut. Dann kann es passieren, dass unsere Motivation langsam sinkt. Jetzt stehen wir am entscheidenden Punkt: Aufgeben oder mit Willensstärke zum Ziel kommen.
Bringen wir die nötige Willensstärke auf und es zeigen sich erste Erfolge, kommt die Motivation meistens wie von selbst zurück.
In der Forschung ging man lange Zeit davon aus, dass eine hohe Motivation und realistische Ziele, verknüpft mit einem zeitlichen Rahmen, ausreichend sind, um erfolgreich zu sein. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich das leider nicht bestätigen. Ich habe meine Ziele spezifisch und messbar formuliert, sie waren realistisch, attraktiv und terminiert. Und trotzdem habe ich einige Vorhaben abgebrochen. Forscher:innen haben bestätigt, dass wir mehr brauchen als den Wunsch nach Veränderung: Wir brauchen zusätzlich Willensstärke.
Es ist die Kraft, die dafür sorgt, dass wir trotz möglicher Unlustgefühle, Bequemlichkeit, Angst, Lustlosigkeit, Verlockungen oder Ablenkungen an unserem Vorhaben dranbleiben und es umsetzen. Die Volition ist das persönliche Notstromaggregat, das uns mit Energie versorgt, wenn die Stromversorgung, die Motivation, ausfällt. (2)
Die gute Nachricht: Willensstärke ist trainierbar. Der Sozialpsychologe Roy Baumeister vergleicht Willensstärke mit einem trainierbaren Muskel, der aufgebaut werden kann und bei längerer Belastung Erschöpfung zeigt. Das heißt: Wir können unsere Willensstärke trainieren und bei längerem Einsatz verbraucht sie sich. Roy Baumeister, Psychologe an der Florida State University war der Erste, der in einem Experiment bewies, dass sich Willensstärke abbaut. Willensstärke ist wie ein Muskel. Er wird unter Dauerbelastung müde und muss sich regenerieren. (3) Inzwischen belegen zahlreiche weitere Experimente diese Aussage.
Wir können unsere Willensstärke mit einfachen, wiederholten Übungen stärken. Dabei kommt es darauf an, dass die Übung für uns persönlich relativ leicht zu absolvieren ist. Ziel ist es, Willensstärke aufzubauen, nicht zu verbrauchen. Das können täglich 10 Minuten für Rückenübungen auf dem Bürostuhl sein, kurze Wege wie zum Beispiel zur Bäckerei zu Fuß, statt mit dem Auto zurückzulegen, täglich die Treppe, statt den Aufzug zu nehmen. Nutzen Sie Ihre Kreativität und finden Sie die für Sie richtigen Übungen.
Wenn Willenskraft etwas ist, was sich über den Tag verringert, ist es sinnvoll, sie sparsam zu verwenden. Ein Gegenspieler zur Willenskraft ist Stress. Was hilft Ihnen dabei, Stress vorzubeugen, zu vermeiden oder abzubauen? Yoga, Sport, Spaziergänge, ausreichend Schlaf, klare Kommunikation? Es gibt viele Methoden und Techniken. Schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Reduzieren Sie Stress und erhalten Sie damit Ihre Willensstärke.
Wir schonen unsere Willensstärke, wenn wir mögliche Ablenkungen oder Versuchungen ausschalten. An der Chocolaterie vorbeizugehen kostet mich deutlich weniger Willensstärke, als mir zu Hause die köstliche Schokolade häppchenweise einzuteilen, statt sie komplett mit einer Tasse Kaffee zu verspeisen.
Wir alle haben unsere kleinen Fallstricke. Nur noch kurz die E-Mails checken, einer Freundin auf Facebook antworten, etwas im Internet recherchieren – dann starte ich mit meinem Vorhaben wie die Präsentation heute abzuschließen, zum Joggen zu gehen oder die Akquise-Telefonate zu führen. Finden Sie Ihre persönlichen Fallen und eliminieren Sie sie. Ziel ist es, unsere Aufmerksamkeit bewusst auf unsere Vorhaben zu lenken und alles Störende möglichst frühzeitig auszuschalten.
Jeden Tag treffen wir unglaublich viele Entscheidungen. Einige davon belasten unser Willensstärke-Konto stark. Was esse ich heute zum Frühstück: ein Croissant mit Butter oder ein Müsli mit frischem Obst? Routinen helfen uns: In der Woche ein leckeres Müsli und am Sonntag ein französisches Frühstück. So reduzieren wir die Anzahl unserer Entscheidungen und schonen gleichzeitig unsere Volition.
Um Veränderungen und gute Absichten umzusetzen, benötigen wir zum Teil recht viel Willensstärke. Deshalb ist es sinnvoll, uns auf ein Vorhaben zu konzentrieren. Zu viel auf einmal zu wollen ist oft schon der direkte Weg ins Aus. Ich treibe täglich Sport und ernähre mich gesund – das hört sich schon stressig an, wenn ich bisher in beiden Punkten eher etwas ganz anderes bevorzuge.
Lassen Sie uns gerne in einen Austausch gehen. Wie gelingt es Ihnen, Ihre Willensstärke aufzubauen und dosiert zu verbrauchen? Welche weiteren Methoden gibt es und welche davon passen zu Ihnen?
Schreiben Sie mir oder melden Sie sich für den Online-Workshop: Willensstärke – Ich ziehe es durch! an.
Ich freue mich, von Ihnen zu hören.
Herzliche Grüße
Cornelia Dill
Quelle 1, 2, 3 Dr. Ina Weinbauer-Heidel | Was Trainings wirklich wirksam macht