Miteinander reden

Täglich führen wir im Unternehmen zahlreiche Gespräche. Diese variieren sehr stark in ihrem Inhalt, ihrer Dauer und ihrer Zielsetzung. Gemeinsam sind sie fester Bestandteil unseres Alltages. Sie beeinflussen unsere Zusammenarbeit und helfen uns Projekte erfolgreich durchzuführen. Doch welchen Nutzen stiften die einzelnen Gesprächstypen? 

Wir alle kennen den typischen Zuruf. Wir begegnen einer Kollegin auf dem Flur und rufen ihr im Vorbeigehen zu: „Bis nachher, wir sehen uns im Meeting!“ Voraussetzung für einen solchen Zuruf ist, dass alle Beteiligten wissen, was gemeint ist. In diesem Fall das gemeinsame Meeting. Solche kurzen Abstimmungen, Begrüßungen oder ähnliches finden tausendfach in Firmen statt. 

Eine ähnlich hohe Zahl finden wir an kurzen Gesprächen, in denen es um Interessantes oder Belangloses geht. Dabei kann es sich um Small Talk handeln oder es werden Pläne zum Wochenende/dem bevorstehenden Urlaub ausgetauscht, über Kochrezepte, Sportergebnisse oder ähnliches gesprochen. Klassische Orte sind die Küche oder der Platz am Kopierer. Einige Führungskräfte ärgern sich über diese Zeitverschwendung. Dabei erfüllen diese Gespräche wichtige soziale Funktionen, ermöglichen Nähe und stillen das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Sie zu verbieten ist kaum möglich und auch nicht sinnvoll. Natürlich sollten alle Beteiligten die Zeit im Blick behalten und die Unterhaltung auf einige Sätze begrenzen. 

Auch der Flurfunk hat hier häufig seinen Ursprung. Die Gerüchteküche wird kräftig angeheizt und Informationen werden ständig etwas verändert, damit sie das Besondere behalten. Neugierde, die Suche nach Aufmerksamkeit oder das Gefühl des „Wissensvorsprunges“ sind hervorragende Assistenten. Besonders problematisch wird es, wenn der Flurfunk ins Negative kippt und Lästereien im Vordergrund stehen. Ein gutes Gegenmittel: Gestalten Sie die Kommunikation in Ihrem Unternehmen möglichst transparent. 

Maßgeblich bestimmt wird unser Alltag von Sachgesprächen. Dabei dreht sich alles um Aufgaben, Prozesse und Organisation. Wie ist der aktuelle Stand eines Projektes, welche Chancen gibt es, welche Hürden? Gemeinsam suchen wir nach Lösungen. Inhaltlich sind diese Gespräche von unseren fachlichen Themen, von Meinungen und von Entscheidungen geprägt. 

Die Akzeptanz dieser Gespräche ist hoch in Unternehmen und viele von uns fühlen sich durch die eigene Kompetenz und die fachliche Expertise auf sicherem Terrain. 

Besonders in der Führung benötigen wir das persönliche Gespräch. Hier geht es um die Belange unseres Gegenübers. Wie geht es dir/Ihnen? ist dabei eine typische Einstiegsfrage. Mit echtem Interesse an der Antwort ein guter Start. 

Wenn es um die Entwicklung oder die Motivation von Mitarbeiter*innen geht, um Feedback, Kritik oder Konflikte, reicht das Gespräch auf der Sachebene nicht aus. Viel wichtiger ist es, die Motive, Werte, Bedürfnisse und Gefühle zu erkennen oder zu erfragen. Diese Gespräche benötigen eine gute Vorbereitung, ausreichend Zeit, Interesse am Menschen, kognitive Empathie und eine angemessene Kommunikation. Der gezielte Einsatz von verschiedenen Gesprächstechniken und den zahlreichen Bausteinen der Kommunikation sind sehr wirksam. Eine besondere Rolle kommt dabei den Fragen und den unterschiedlichen Formen zu. Besonders die offenen, motivierenden, hypothetischen, zirkulären und skalierenden Fragen sind hervorragende Tools; kombiniert mit einem echten Interesse an der Antwort. 

Ein Beispiel 

Für die kommende Woche hat ein Mitarbeiter ein Gespräch mit einem der Key-Kunden des Unternehmens geplant. Obwohl die Vorbereitung steht, hat der Mitarbeiter einige Bedenken und fühlt sich nicht ganz sicher. Schließlich hängt einiges von diesem Treffen ab. Die Kolleg*innen und die Führungskraft wissen um die leichte Unsicherheit. 

Ein typischer Zuruf im Vorbeigehen kann sein: Viel Glück für dein Gespräch nächste Woche. Sicherlich gut gemeint, selten nachhaltig. 

Auch ein sachliches Gespräch hilft nur bedingt. Die Führungskraft und der Mitarbeiter stimmen zum Beispiel die inhaltlichen Punkte noch einmal ab. Gemeinsam kommen sie zu dem Fazit, dass alle Zahlen, Fakten und Argumente stimmig sind und der Kunden nur noch kaufen kann. Was beim Mitarbeiter bleibt, ist ein diffuses Gefühl von Unsicherheit. 

In einem persönlichen Gespräch fragt die Führungskraft den Mitarbeiter zum Beispiel: In welchen Punkten fühlst du dich sicher? In welchen nicht so? Was macht dir Bauchschmerzen? Je nach Antwort kann die Führungskraft durch gezieltes Coaching sehr unterstützend sein. Auch der Vorschlag, das Gespräch einmal mit anschließendem Feedback durchzuspielen, kann dem Mitarbeiter eine deutliche Hilfe sein und er geht souverän zum Kundentermin. 

Bei Fragen zu diesen Punkten unterstütze ich Sie sehr gerne. Schreiben Sie mir oder rufen Sie mich einfach an. 

Noch offen sind private und intime Gesprächsinhalte. Sie haben nur bedingt einen Platz im Unternehmen. Fragen zu diesen Themen werden schnell als übergriffig wahrgenommen und sollten dementsprechend nur sehr eingeschränkt gestellt werden. Das gilt besonders für Führungskräfte. Außerdem sollten sich alle Menschen im Vorfeld ernsthaft überlegen, welche privaten oder gar intimen Details sie im Unternehmen preisgeben wollen und ob dort der passende Rahmen dafür ist. Wir alle kennen die Situation, in der wir denken: Hätte ich das nur für mich behalten. 

Ich freue mich auf Ihr Feedback. 

Herzliche Grüße 

 

Cornelia Dill