Ausstrahlung und Außenwirkung | 3
Wir können nicht nicht kommunizieren. Dieses von Paul Watzlawick stammende Zitat gilt als Axiom in der Kommunikation und insbesondere für unseren Körper: Er spricht immer.
Unsere Körpersprache hat einen sehr hohen Einfluss auf unsere Ausstrahlung und Wirkung. Studien sprechen der nonverbalen Kommunikation ca. 55% unserer Gesamtaußenwirkung zu – zusammen mit der Stimme sprechen wir von 93%.
Zur Körpersprache zählen Mimik und Gestik, Körperhaltung und -spannung, Blickkontakt, Nähe und Distanz; erweitert auch Outfit und Benehmen.
Natürlich können wir Körpersprache bewusst einsetzen. Wir können zum Beispiel unsere Arme ausbreiten und damit unsere Gestik bewusst steuern.
Meistens läuft unsere Körpersprache allerdings unbewusst ab und zeigt sehr deutlich, was in uns gerade vorgeht. Unser Körper spiegelt unser Inneres.
Wir alle kennen die folgende Situation: Wir sind verabredet. Eigentlich haben wir keine Lust auf das Treffen, gehen aber trotzdem hin. Die Floskel „Schön, dich zu sehen …“ geht uns leicht über die Lippen. Unser Körper hingegen zeigt auf, wie es uns wirklich geht. In diesem Beispiel passen Mimik und Körperhaltung ggf. nicht zu den gesprochenen Worten. Diese Diskrepanz kann bereits in den ersten Sekunden eines Treffens zu Missstimmungen oder Irritationen führen.
„Unsere Körpersprache kann nicht lügen“, sagt der renommierte Pantomime und Autor Samy Molcho.
Die Körpersprache schlägt das gesprochene Wort. Wir können geschliffene Sätze und schmeichelnde Worte nutzen – wenn die Körpersprache nicht passt, wird sich unser Gegenüber nicht täuschen lassen.
Impuls
Worte, Körpersprache und Stimme müssen kongruent sein, um authentisch, glaubwürdig und vertrauensvoll zu wirken.
Unsere Mimik
Das Lächeln ist die schönste Art der Mimik. Es lässt uns aufgeschlossen und offen wirken und auch sein und weckt Sympathien bei unserem Gegenüber.
Mimik ist Ausdruck unserer Emotionen. Im Unterschied dazu können wir über unsere Gesichtsmuskulatur Bewegungen auslösen, die zum Beispiel beim Kauen oder Pfeifen entstehen.
Zur Mimik gehören unterschiedliche Bewegungen der Gesichtsmuskulatur – Augen, Mund, Lippen sowie Wangen und Stirn. Der Unterschied zwischen Mimik und anderen Gesichtsbewegungen liegt darin, dass die Mimik immer Ausdruck unserer Emotionen ist. Wer gerade kaut oder spricht, bewegt ebenfalls die Gesichtsmuskeln, zeigt aber deswegen noch keine Mimik.
Menschen beherrschen eine sehr große Zahl an Gesichtsausdrücken. Die sieben Grundemotionen, die wir über unsere Mimik darstellen sind Angst, Ekel, Freude, Trauer, Wut, Überraschung und Verachtung.
Im Gegensatz zur Gestik, in der zum Beispiel einige Handzeichen international unterschiedlich besetzt sind, entdeckte der Psychologe Paul Ekman in den 1960er Jahren, dass bestimmte Emotionen und Gesichtsausdrücke überall auf der Welt gleich verstanden werden.
Unsere Gestik
Wir gestikulieren mit unseren Händen und Armen. Auch die Schultern und die Kopfhaltung fallen in diesen Bereich.
Ziel ist es, das gesprochene Wort zu verstärken bzw. zu betonen.
Unsere Gestik sagt auch etwas über unser Selbstwertgefühl aus. Eine offene, langsame, symmetrische und lebendige Gestik vermittelt ein hohes Selbstwertgefühl. Die Hände sind sichtbar, die Arme aktiv.
Versteckte Hände, eng am Körper anliegende oder gar hinter dem Rücken verborgene Arme/Hände reduzieren eine selbstbewusste Wirkung.
Unsere Körperhaltung und -spannung
Wenn wir uns bewusst gerade hinstellen oder hinsetzen, merken wir sofort die positive Wirkung von Körperhaltung und -spannung. Auf unser Gegenüber und uns selbst. Eine aufrechte Körperhaltung mit angemessener Körperspannung vermittelt Selbstbewusstsein und stärkt dieses gleichzeitig in uns.
Eine schlaffe Körperhaltung und -spannung lässt auf wenig Energie, Kraftlosigkeit, ggf. sogar Langeweile oder Desinteresse schließen. Wie wollen wir so Inhalte wirkungsvoll transportieren?
Auch unsere Kopfhaltung hat eine Aussagekraft. Kopf im Nacken kann als Arroganz wahrgenommen werden, eine sehr gerade Kopfhaltung als Stärke oder Dominanz. Ein leicht schräg gestellter Kopf wirkt sympathisch, interessiert und vertrauensvoll.
Auch die Art und Weise des Sitzens sagt einiges über uns aus. Für eine souveräne Ausstrahlung nutzen wir die gesamte Sitzfläche. Auf der Stuhlkante kann ängstlich oder wie auf der Flucht wirken.
Blickkontakt
Zu kurz, zu lang, gar kein Blickkontakt? Wirkt alles negativ auf uns. Ein angemessener Blickkontakt vermittelt Sympathie, Interesse und Vertrauen.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Trainerkollegen der permanent an mir vorbei in die linke Zimmerecke oder auf seine Füße schaute. Ich habe es zunächst als irritierend und im weiteren Verlauf des Gespräches als unhöflich wahrgenommen.
Studien um Alan Johnston vom University College London haben 3,3 Sekunden als maximale Zeit eines Blickes ermittelt. Darüber hinaus können Blicke zum Beispiel dominant, einschüchternd oder auch flirtend rüberkommen. Im asiatischen Raum sogar als respektlos.
Nähe und Distanz
Unsere Komfortzone ist sehr individuell und hängt außerdem davon ab, wie wir zueinander stehen. Etwa eine Armlänge ist engen Freunde und unserer Familie vorbehalten. Im Arbeitsumfeld oder zu fremden Personen halten wir gerne einen größeren Abstand. Probieren Sie es einfach einmal aus, bei welchem Abstand Sie sich wohlfühlen. Erfahrungsgemäß sind es ca. zwei Armlänge = 120 Zentimeter.
Wenn Ihnen jemand zu sehr auf die Pelle rückt, bitten Sie um etwas mehr Raum.
Outfit und Benehmen
Unser Outfit sagt viel über uns aus und beeinflusst maßgeblich den ersten Eindruck, den wir hinterlassen.
Auch wenn der Dresscode im Business sich in den letzten Jahren deutlich entspannt hat, Kleidung, Frisuren, Make-up, Accessoires, Mode bewirken sowohl bei uns selbst wie auch bei unserem Gegenüber etwas.
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle drei Impulse mitgeben:
- Finden Sie Ihren individuellen Stil.
- Entscheiden Sie sich für ein Outfit, das der Situation angemessenen ist und in dem Sie sich wohlfühlen.
- Sie können anziehen und sich stylen, wie Sie wollen. Bitte bedenken Sie dabei: Je mehr Ihr Outfit von den Erwartungen Ihres Gegenübers abweicht, desto mehr Energie müssen Sie einsetzen, um Ihren Gesprächspartner von Ihrer Kompetenz zu überzeugen. Es gilt noch immer: Businesslike unterstreicht Kompetenz.
Ist es unhöflich, in der Kantine den Tisch zu verlassen, wenn unser Gegenüber noch isst? Oder ein Gespräch auf dem Mobiltelefon anzunehmen?
Höflichkeit und Respekt sind wichtige Eckpfeiler für gutes Benehmen. Der Business-Knigge ist aktueller denn je und die Basis für unseren Erfolg.
Sechs Impulse für eine selbstbewusste Ausstrahlung
- Wir atmen langsam und tief.
- Unsere Körperspannung wirkt unangestrengt und kraftvoll.
- Wir blicken Menschen direkt, anhaltend und empathisch an und beenden den Blickkontakt langsam.
- Unsere Stimme sollte angenehm tief im unteren Drittel der individuellen Stimmlage liegen. Dabei hilft uns eine lockere, tiefe Atmung mit einem entspannten Brustkorb. Das wiederum wird durch eine gute Körperhaltung unterstützt. Wir senken unsere Stimme am Ende des Satzes ab.
- Wir passen unsere Gestik an den Inhalt, die Räumlichkeit und der Anzahl der Personen an. Sie sollte das Gesagte unterstreichen, ruhig und dynamisch sein.
- Eine entspannte, ungezwungene Mimik, passend zum Kontext, unserer Kommunikation und zur Umgebung unterstreicht eine selbstbewusste Ausstrahlung.
Impuls
Auch wenn wir unsere Körpersprache oft unbewusst einsetzen, können wir sie trainieren. Dabei sollten wir uns nicht zu viel auf einmal vornehmen. Ein Thema zurzeit, zum Beispiel unsere Körperhaltung, stellt bereits eine deutliche Herausforderung dar. Um den Fokus zu behalten, lege ich mir eine kleine Erinnerung, oft einen Smiley, auf meinen Schreibtisch. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, denke ich kurz an meine Körperhaltung und korrigiere sie ggf.
So wie wir Signale über unsere Körpersprache senden, nehmen wir diese auch von anderen Menschen wahr und interpretieren sie. Körpersprache richtig zu deuten, setzt soziale Kompetenz und Empathie voraus.
Unsere Interpretation ist anfällig für Fehler. Ich erinnere mich an eine Situation in einem Seminar. Eine Teilnehmerin runzelte bei vielen meiner Sätze die Stirn. Meine Einschätzung: eher kritisch. Auf meine Nachfrage in der Pause lachte sie und sagte: So gucke ich immer, wenn ich nach- und mitdenke.
Fazit
Nutzen Sie Ihre Körpersprache für einen guten Auftritt. Probieren Sie verschiedenes vor dem Spiegel aus. Machen Sie beispielsweise eine überproportionale Gestik. Keine Angst vor Übertreibungen – Sie werden sie in der Praxis nicht machen.
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen. Wenn Sie Fragen haben oder sich ein Feedback zu Ihrer Außenwirkung wünschen, melden Sie sich gerne bei mir.
Herzliche Grüße
Ihre Cornelia Dill