Im Team entscheiden
Im Team entscheiden
Anfang der 1990er Jahre freute sich mein Häuptling, wie sich unser Geschäftsführer selbst nannte, mit uns Indianern zu arbeiten. Individualität der Mitarbeitenden? Fehlanzeige!
Zum Glück verbieten sich inzwischen nicht nur derartige Bezeichnungen, auch das Thema Individualität hat einen ganz anderen Stellenwert in unserer Arbeitswelt erreicht.
Ich begrüße den Wandel zur Individualität sehr. Menschen wollen gleichzeitig als soziales Wesen einer Gruppe angehören und als Individuum mit ganz eigenen Wünschen, Vorstellungen, Werten und Motiven wahrgenommen werden. Sie wollen Ihre Persönlichkeit leben und Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Anerkennung erfahren.
Das und andere Gründe machen Entscheidungen im Team manchmal nicht ganz so leicht.
In der Führung haben wir das Ziel, möglichst wenige Entscheidungen von „oben“ vorzugeben. Besser ist es, möglichst viele operative Entscheidungen gemeinsam im Team zu finden. Wenn wir etwas gemeinsam entscheiden, stehen wir in der Umsetzung auch dazu.
Finden Sie hier einige Methoden, um zu guten Entscheidungen im Team zu kommen:
Der Mehrheitsentscheid
Den Mehrheitsentscheid kennen wir alle. Wer ist dafür? Wer ist dagegen? Die Seite mit den meisten Stimmen gewinnt.
Der Mehrheitsentscheid ist aus meiner Sicht für „leichte“ Themen geeignet.
Ein Beispiel: Ein Team möchte sich etwas zum Mittag bestellen. Zur Auswahl stehen ein italienischer und ein griechischer Lieferservice. Wenn alle Beteiligten bei beiden Services etwas Leckeres für sich finden, kann nach dem Mehrheitsentscheid vorgegangen werden. Unabhängig wie die Entscheidung ausfällt, sind alle zufrieden.
Bei Themen mit mehr Tragweite kann es dazu kommen, dass die „Verlierer“ die Wahl mit der Zeit immer wieder in Frage stellen oder gar unterwandern.
Ein Beispiel: „Wollen wir uns in dieser Heizperiode in unseren Büros auf eine Maximaltemperatur von 19 Grad einigen?“ Wenn Ja gewinnt, werden die, die mit nein gestimmt haben, für eine lange Zeit immer mal wieder unzufrieden sein. „Bei dieser Kälte kann ich nicht arbeiten!“ oder: „Kein Wunder, das ständig alle erkältet sind. Es ist einfach zu kalt.“
Noch schlimmer wird es, wenn ein Ja-Stimmer äußert, das er friert. Auf Mitgefühl braucht er nicht zu hoffen. „Du hast es so gewollt.“
Die Konsensentscheidung
Der Konsens hat bei vielen von uns einen hohen Stellenwert. Er suggeriert Einigkeit. Das klingt gut und ist es auch bei unstrittigen Themen. Wenn sowieso alle dafür oder dagegen sind, ist schnell ein Konsens gefunden.
Anderes sieht es bei sehr gegenläufigen Meinungen aus. Da wird mitunter lange diskutiert, immer neue Argumente und Auswirkungen gesucht und gefunden. Es kostet Zeit, Nerven und Energie.
Als Konsens einigen wir uns dann manchmal auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. So werden einige gute Ideen soweit „abgespeckt“, dass sie kaum noch Sinn machen.
Der Konsententscheid
Beim Konsent benötigen wir nicht von allen Beteiligten eine Zustimmung. Es reicht völlig aus, wenn die, die nicht zustimmen, keine berechtigten Einwände haben oder Risiken sehen.
Die Frage dazu kann lauten: „Hat jemand schwerwiegende Bedenken gegen diese Vorgehensweise? Wenn nicht, machen wir es so.“ Wenn nach ausreichend Bedenkzeit keine Gegenstimmen kommen, können wir zum nächsten Thema gehen.
Beim Konsent suchen wir also nicht nach maximaler aktiver Zustimmung, sondern nach einem Minimum an Einwänden.
Der konsultative Einzelentscheid
Diese Methode spart viel Zeit, da nur ein Teammitglied entscheidet. Aus meiner Sicht ist sie besonders für anspruchsvolle fachliche Themen geeignet.
Die Entscheiderin/der Entscheider konsultiert mindestens zwei teamexterne, sachkundige Expert*innen innerhalb oder außerhalb des Unternehmens.
Voraussetzung für diese Methode ist ein hochentwickeltes Team, in dem Vertrauen und Loyalität gelebt werden. So folgt die Entscheiderin/der Entscheider nicht persönlichen Präferenzen, sondern bildet sich eine objektive Meinung. Das Team vertraut darauf und akzeptiert die Entscheidung.
An Stelle einer einzelnen Person kann auch eine kleine Gruppe eingesetzt werden.
Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen in Ihrem Team. Probieren Sie die verschiedenen Methoden einfach einmal aus. Gutes Gelingen!
Wenn Sie Fragen haben oder weitere Impulse benötigen, melden Sie sich gerne bei mir.
Herzliche Grüße
Cornelia Dill